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Bassenheim

4. Januar 1873 - ein denkwürdiger Tag für Bassenheim

An diesem Tag wird in der Koblenzer Kanzlei des Notars Otto Schaltenbrand der Kaufvertrag über den Bassenheim'schen Besitz unterzeichnet.

Ludwig-Ferdinand Krausnick, Verwalter der ehemals Hohenzollern-Sigmaring'schen Güter in Bassenheim und Freiher Abraham von Oppenheim schließen den Vertrag zum Kauf des Bassenheimer Besitzes. Krausnick tritt in den Dienst der oppenheims und führt seine Aufgabe Verwalter fort.

Es folgen 5430 Tage bis zum 24. Oktober, dem Todestag der Freifrau Charlotte von Oppenheim, in denen Bassenheim aus seinem Dornröschen-Schlaf in die neue Zeit geführt wird.

Das Bassenheimer Schloss

Ein Renaissance Schloss entsteht

1874 lässt Freiher Abraham von Oppenheim ein neues Schloss errichten.

Das alte Schloss, im Stil des Rockoko, ist baufällig. Eine Renovierung lohnt nicht und man möchte etwas neues und repräsentatives. Es wird bis auf die Fenster des ersten Stockwerks abgerissen. Der Baron lässt den bekannten Kölner Baumeister Julius Raschdorff (1832/1914) kommen und ein neues Schloss auf den Grundmauern des alten errichten. Es wird ein "Neubau" im modernen Stil der deutschen Renaissance. Reich verziert, mit barocken Elementen und einer großzügigen Freitreppe versehen. Bereits 1875 sind alle Arbeiten abgeschlossen und man bezieht das neue Domizil.

Freifrau Charlotte von Oppenheim

"Charlottenruh"

Noch zu Lebzeiten bestimmt Charlotte den Platz für Ihre Ruhestätte im Park.

"Charlottenruh" soll das schöne Fleckchen im Park heißen, welches sich Freifrau Charlotte für ihre letzte Ruhe ausgesucht hat. 1889 wird das Mausoleum fertig gestellt und das Ehepaar am 24 Oktober des Jahres dorthin überführt.
Architeckt dieses Grabgewölbes ist vermutlich wieder Raschdorff. Die ausdrucksvolle Figur auf der Grabstätte, eine junge Mutter mit ihren Kindern ist ein Sinnbild der Barmherzigkeit. Der Schöpfer dieser Figur ist vermutlich der Künstler und Bildhauer Reinhold Begas (1831-1911)

Auch hier hat die Freifrau weitsichtig geplant und der Gemeinde die Summe von 50.000 Mark zum Erhalt des Mausoleums hinterlassen. Eine erste Restaurierung dieser Grabstätte begann 1989.

Alles ist vergänglich

1938 wird das Bassenheimer Schloss abgerissen

Es ist zu teuer in der Unterhaltung. Also wird es wieder abgerissen. Heute erinnert nur noch das alte Teehaus am See an den alten Glanz.

Bassenheim um 1900

Wenig Raum für freie Entfaltung

Der größte Teil der 1476 ha großen Gemarkung ist im Besitz der jeweiligen Herrschaft.
Andere Gemeinden verwalten und gestalten ihr Gemeindegebiet schon weitgehend selbständig. In Bassenheim sieht dies ganz anders aus. Es besteht nur wenig Spielraum. Jegliche Initiative ist mit dem jeweiligen Besitzer des Rittergutes abzustimmen.

Freifrau Charlotte von Oppenheim

Freifrau Charlotte von Oppenheim

Sie gilt als Sinnbild von Barmherzigkeit und Güte

Eine der herausragenden Verdienste ist der Bau eines Krankenhauses, dessen 100 jähriges Bestehen 1987 gefeiert wurde.

Erste Pläne für den Bau eines Krankenhauses entstehen 1885. Im gleichen Jahr wird der Grundstein gelegt. Dazu gehört die Regimentskapelle "Königin Augusta", gestiftet von keiner geringeren als Kaiserin Augusta selbst, die mit Freifaru Charlotte gut befreundet ist.

Die Baukosten von 48649 Mark übernimmt die Freifrau und stattet das Krankenhaus zusätzlich mit einer Dotation von300.000 Mark aus. Auch nach ihrem Tod fließen weiter 150.000 Mark per Testament an das Krankenhaus.
Am 28. Juni 1887 wird das Krankenhaus eingeweiht und die Dotation im Sizungssal übergeben.

Bassenheim um 1900

Kaum Infrastruktur

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ist quasi keine geplante Infrastruktur zu erkennen. Größere Baumaßnehmen werden erst nach 1870 durchgeführt und prägen das Ortsbild nur im Bereich der Kirche und bis zum Park. Die Wohhäuser entsprechen dem Standard der Vordereifel. Dicht aneinander greihte "Krotzenhäuser" mit kleinen Nebengebäuden, wenigen und kleinen Räumen. Viele Häuser sind noch mit Stroh bedeckt.

Bassenheim

Abraham Freiherr von Oppenheim

"Er war kein selfmademan, sondern wurde in eine angesehene Bankiersfamilie hineingebohren, innerhalb derer er allerdings zu einer bis auf den heutigen Tag bedeutendsten Bankierspersönlichkeit heranwuchs."

So formuliert es Professor Wilhelm Treue in seiner Biografie zu Abraham von Oppenheim 1989.

Er war eine ungewöhnliche und überaus erfolgreiche jüdische Persönlichkeit. Mit seinem Bruder Simon gründete er in Köln das größte private Bankhaus Europas und war darüber hinaus auch als weitsichtiger Industriepionier tätig.
Er wurde am 24. Mai 1804 geboren. Für Bassenheim was es ein Glücksfall, als er 1873 die Burg und den Schloßpark erwarb. In der Gemeinde hat er eine rege Bautätigkeit entfaltet, deren Spuren noch heute sichtbar sind.
Er verstarb am 9. Oktober 1878 und fand an der Seite seiner Frau seine letzte Ruhestätte im aufwändig gestalteten Mausoleum am Rande des Schloßparks.

Bassenheim 2022

Der Wappenstein

Viele Jahre fast vergessen, nun in neuem Glanz

In die Jahre gekommen und reichlich bemoost, schlummerte dieses Kulturdenkmal im Gartenbereich des Thearpiezentrums

Für viele Bassenheimer war dieser Stein vergessen und Ortsfremde wussten damit nichts anzufangen.
Das Martinus Museum will das Andenken an das Stifterpaar wieder mehr in das Bewusstsein der Gemeinde rücken. 2020 stellten wir den Antrag bei der Gemeinde diesen Stein zu säubern und fassen zu lassen um ihn an exponierter Stelle aufzustellen. Dem Vorschlag wurde zugestimmt und das Vorhaben in die Tat umgesetzt. Seit dem 10. Dezember 2021 steht der Stein unweit des Gedenkzeichens und erinnert an das segensreiche Wirken eines jüdischen Ehepaares für die ganze Gmeinde.

Bassenheim 1885

Das Krankenhaus

Eine segensreiche Einrichtung

Das von der Freifrau Charlotte von Oppenheim gestiftete Krankenhaus war nicht nur für die Gemeinde und ihre Bürger eine segensreiche Einrichtung, sondern auch ein architektonisches Schmuckstück das weithin Aufsehen erregte.

Die wunderschönen zierlichen Spitzgiebel sind nach dem zweiten Weltkrieg das Opfer unvernünftiger Planer geworden, die das Krankenhaus erweiterten. Dabei wäre auf dem weitläufigen Gelände hinter dem Gebäude genügend Platz für eine Erweiterung gewesen. Von dieser Möglichkeit wurde erst 1983/84 Gebrauch gemacht.
Das Aquarell zeigt das Krankenhaus unmittelbar nach der Einweihung im Jahre 1887.